Sankt Albertus Magnus Paris
Katholische Gemeinde deutscher Sprache
So finden Sie uns:
38, rue Spontini
75116 Paris
M° Porte Dauphine
Seien Sie herzlich willkommen…
…in unserer deutschsprachigen katholischen Kirchengemeinde Sankt Albertus Magnus in Paris! Wir freuen uns, wenn Sie sich für uns interessieren und uns wenn möglich in echt besuchen!
Unsere Gemeinde ist ein besonderer Ort in Paris! Er bietet ihnen eine sprachliche und religiöse Heimat in einem angenehmen und dynamischen Rahmen.
Hier treffen sich Deutsche und Franzosen, Österreicher und Norddeutsche, Schweizer und Schwaben und feiern zusammen Gottesdienst oder unternehmen etwas gemeinsam. Wir heißen Sie sowohl in unserer Gemeinde, als auch auf unserer Homepage willkommen! (mehr…)
Unsere Gottesdienste
In deutscher Sprache:
Sonntags um 11 Uhr
In französischer Sprache :
Samstags um 18:30 Uhr
Angedacht
Ein Sommer mit Tanz und Tränen – Hoffnung für Frieden?
Viele von uns kehren in diesen Wochen wieder aus dem Urlaub zurück und freuen sich nach hoffentlich schönen Erfahrungen, sich erholt und gestärkt auf den nun beginnenden Alltag einlassen zu können. Zur gleichen Zeit kommen Jugendliche aus einem Sommerlager zurück, das ihrem Leben eine Kehrtwende geben könnte.
Seit Jahren gibt es ein Friedensprojekt im Troodos-Gebirge auf Zypern für israelische und palästinensische Jugendliche, die mehrere Wochen in einem gemeinsamen Sommerlager verbringen. Hier, fern der Heimat, begegnen sie sich weit weg von Grenzanlagen, Angst und Gewalt, die sie oder ihre Familien erlebt hatten. Was tun sie dort? Sie reden, sie hören sich gegenseitig zu, sie streiten, sie weinen und sie tanzen. Es geht nicht ums Rechthaben oder um politische Diskussionen. Es geht um das Kleine, Konkrete: Junge Menschen, die zum ersten Mal bewusst einem „Gegenüber“ begegnen, das ihnen zuvor nur als Feindbild begegnet ist. Eine Teilnehmerin, Miriam, erzählt unter Tränen von ihrem Bruder, der bei einem Anschlag ums Leben gekommen ist. Neben ihr sitzt Ahmed, dessen Vater an einem Checkpoint erschossen wurde. Beide hören einander zu – anfangs stockend, dann offener. Die zugelassenen Tränen markieren nicht die Niederlage, sondern die Freigabe dessen, was Worte oft nicht tragen: Verlust, Angst, Zorn. Ein bemerkenswerter Versuch, die Spirale von Verletzung, Trauer, Hass und neuer Gewalt zu unterbrechen.
Am Abend tanzen sie zusammen, weil ein Jugendlicher Geburtstag hat und es sich in der Gruppe einfach so entwickelt, zunächst zaghaft dann immer freier. Der Tanz spielt laut Erzählungen der Jugendlichen in diesen Tagen eine große Rolle. Im Tanz lösen sich feste Muster: Der Körper lernt ein neues Gegenüber kennen, noch bevor der Kopf dazu bereit ist. Wer ein Gespür für die Bewegungen des Partners zulässt, kann ihn nicht mehr nur als Gegner wahrnehmen.
Dennoch knallen immer wieder Erfahrungen aufeinander. Immer wieder drohen Gespräche zu kippen. Dann kommen Tränen, manchmal aus Wut, manchmal aus Erleichterung. Und manchmal entsteht danach der Mut, wieder ins Gespräch zu gehen.
Wir wissen, dass die Insel Zypern selbst nicht frei von ihrer eigenen Konfliktgeschichte zwischen Nachbarvölkern ist. Vielleicht bietet dieses Land gerade deshalb eine Chance: Hier ist niemand „zu Hause“, alle sind Gäste. Die Jugendlichen kommen mit ihrer jeweiligen Last: Raketenalarm und Messerangst, Checkpoints und Siedlergewalt, Propaganda und Trauer. Pädagogische Teamer und Teamerinnen führen durch Tage, mit Workshops, Gesprächskreisen, gemeinsamem Sport und Tanz, einfache Dienste – sie schaffen Alltagsnähe. Wer zusammen Geschirr spült, hört anders zu. Wer im Takt atmet, verlernt für einen Moment den Reflex, sofort zu widersprechen.
Die Regeln sind einfach und streng: zuhören, nicht unterbrechen, keine Parolen – dafür „ich“-Sätze, biographische Erzählungen, Fragen statt Schlagworte.In diesem Sommer geschieht hier Berührendes, Veränderndes. Niemand gibt seine Geschichte preis, um sie zu relativieren. Aber die Geschichte des anderen wird hörbar. Daraus erwächst keine schnelle Versöhnung, doch es entsteht eine neue Kategorie: die gemeinsam geteilte Verwundbarkeit. Eine Erfahrung der Menschlichkeit, die vor jeder Ideologie steht und in der jeder Mensch als Ebenbild Gottes sichtbar wird.
Der Blick ins Sommerlager ist keine politische Lösungsskizze. Er ist ein Mikroskop: Er vergrößert die Bedingungen, unter denen Frieden überhaupt denkbar wird. Zum Beispiel, dass Frieden Sicherheit und Regeln braucht. Ohne geschützten Raum, klare Moderation und die Autorität, Grenzen zu setzen, zerfranst mancher Dialog ins gegenseitige Anklagen. Frieden beginnt nicht mit Wohlfühlrunden, sondern mit verlässlicher Struktur. Israel und Palästina sind leider noch weit entfernt, eine verlässliche Struktur zu bekommen. Die politisch Verantwortlichen könnten dennoch von den Jugendlichen inspiriert werden.
Die jungen Erwachsenen verlassen Zypern nicht mit identischen Narrativen, sondern mit einer neuen Erfahrung: Der, die andere hat ein Gesicht, eine Stimme, eine Mutter, einen Bruder. Das reicht nicht – aber ohne dieses Wissen gelingt gar nichts.
Draußen gehen die Meldungen weiter. Rückschläge sind wahrscheinlich, Hunger ist tägliche Wirklichkeit. Manche Jugendliche werden zuhause für ihre Teilnahme angefeindet. Aber sie tragen etwas mit, das größer ist als ein Seminar: eine Erinnerung an die Möglichkeit des Friedens.
Während in den USA Politiker über Frieden im Ukrainekonflikt verhandeln und um einen Waffenstillstand oder mehr ringen, zeigt Troodos eine andere Dimension von Frieden: Er beginnt in Herzen und Geschichten. Gibt es überhaupt noch Hoffnung? Troodos sagt: Ja – nicht als Schlagwort, sondern als leise Antwort, die aus Begegnung wächst. Tanz und Tränen sind keine Lösung, aber sie sind ein Anfang. Und Anfänge sind in Gottes Logik nie klein.
Pfarrer Markus Hirlinger
Vielleicht mag jemand folgendes Gebet mitsprechen:
„Gott, du Freund des Lebens, wir bringen dir die Tränen derer, die in Angst leben, und den Tanz derer, die die Hoffnung nicht aufgeben. Bewahre alle, die Brücken bauen, vor Resignation; schenke Mut, auszuhalten, was nicht zu heilen ist, und Geduld, zu suchen, was noch nicht gefunden ist. Segne die Jugendlichen, die einander die Hand reichen, dass sie heimkehren als Zeuginnen und Zeugen deiner Nähe, deines Friedens!
Amen.“